Das Wormser Backfischfest lockt neun Tage lang alle Pfälzer, Rheinhessen und Familien aus Odenwald und Bergstraße nach Worms. Im Jahr 2014 ist dies vom 30. August bis 7. September, also von Samstag bis zum Sonntag der darauffolgenden Woche. Wir wollten mitreden und sind aufgebrochen, das ferne Worms aufzusuchen. Mal aushäusig schmecken, Kirmesluft schnuppern und schauen, wie er denn so ist, der Wormser Backfisch. Currywurst und Steakbrötchen sind für heute mal tabu – hatten wir ja auch gestern schon auf dem Mainzer Weinmarkt.
Großer Backfischfestumzug
Einer der ganz großen Höhepunkte des Wormser Backfischfestes war auch dieses Jahr wieder der große Festumzug. Der Umzug findet traditionsgemäß am ersten Sonntag der Festwoche statt. Der Festzug startete auch dieses Jahr wieder um 14:00 Uhr – leider schon vor einer Woche, so dass wir heute in dieser Hinsicht leer ausgehen.
Etwas kleiner als der Mainzer Rosenmontagszug, dennoch mit etwa 100 Zugnummern ein einmaliges Spektakel in Worms. Die Fahnenschwinger und das Fanfarencorps der Nibelungenstadt Worms sind dabei und auch der Fischerwääder Verein mit Bojemääschter (zu deutsch für Nicht-Wormser: Bürgermeister) und seine hübsche Backfischbraut. Mit dabei waren auch die Sieger des Fischerstechens aus dem letzten Jahr und der Oberbürgermeister und die Weinkönigin von Rheinhessen sowie Musikkapellen und Spielmannszüge.
[one_third] [/one_third] [one_third] [/one_third] [one_third_last] [/one_third_last]Die alte Hooghuys-Orgel von Fritz Hinzler: ein wahres Schmuckstück
Die Hooghuys-Orgel am Eingang zum Wormser Backfischfest – so erfährt man auf einer Tafel – wurde durch einen Unfall zerstört und von den Gebrüdern Göckel restauriert. Letzteres ist fürtrefflichst gelungen; ein Lob an die Gebrüder Göckel – und an Fritz Hinzler, der die Investition getätigt hat. Der Anblick der historischen Orgel ist eine Augenweide. Später sollten wir dann ein wenig aus der Ferne ihr Spiel hören.
Das Traditionelle Fischerstechen
In diesem Jahr feiert das Fischerstechen sein 65-jähriges Jubiläum. Wir nehmen uns vor, um 14:30 dabei zu sein, aber der Vergnügungspark fängt uns mit seiner ausgelassenen Stimmung ein. Es ist Kaiserwetter und ein paar weiße Wölkchen am Himmel scharen sich um die mit aller Kraft strahlende Sonne. Wir haben vor der Abfahrt ein wenig gegoogelt. Daher wissen wir, dass die Tradition des Fischerstechens bis ins Mittelalter zurückreicht. Damals sollten durch das Kampfspiel auf dem Rhein die Wassergeister beschworen und gütig gestimmt werden – reiches Fangglück erwartend. Heute ist es ein Wettkampf der Wormser Vereine, die mit dem Wassersport und dem Rhein verbunden sind, der auch nicht mehr auf dem Rhein, sondern im angrenzenden Floßhafen zelebriert wird.
Baguette oder Baquette?
Wir flanieren über die Kirmes und halten Ausschau nach dem Wormser Backfisch. Aber der hält sich erstmal versteckt. Stattdessen kommen wir über die Schreibweise der französischen Baguettes etwas ins Grübeln.
[one_half] [/one_half] [one_half_last] [/one_half_last]Die Jagd nach dem Backfisch: vom Fadenziehen und Losen
Unsere Jagd nach dem Backfisch wurde spontan unterbrochen. Unsere Enkeltochter hatte an einer der Jahrmarktsbuden das „Fadenziehen“ entdeckt. Spannung und die Aussicht auch verlockende Gewinne halfen ihr uns dorthin zu ziehen. Na denn. Es ist ja für nen guten Zweck. Für fünf Euro darf sie an zehn Fäden ziehen. Wir werden sehen, was geboten wird.
[two_third] [/two_third] [one_third_last] [/one_third_last] [one_third] [/one_third] [two_third_last] [/two_third_last]Die Zufriedenheit über den roten Stern mit dem Smiley-Gesicht und das Herz ließen bei der Enkeltochter spontan nach, als eine größere Los-Tombola in Sicht kommt. Horden von „I-Love-You“-Teddy-Bären warten auf glückliche Gewinner und lachen uns an. Wir ahnen, was passiert…
[one_half] [/one_half] [one_half_last] [/one_half_last] [one_half] [/one_half] [one_half_last] [/one_half_last]35 Lose kosten „nur“ 5 Euro. Wir nehmen einen Packen und hoffen aufs Glück. Mit jedem geöffneten Los steigt die Spannung. 500 Punkte braucht man für einen rot beherzten Flauschebär. Es werden leider nur 55 Punkte. Etwas enttäuscht aber dennoch neugierig streckt die Enkelin ihre 55 Punkte dem Ausrufer entgegen. Ein Teddy wird es nicht, aber wir bleiben im Tierreich: es wird eine Magic-Snake deren Kunststoff-Leib man drehen und verknoten kann. Sie erinnert mit ihrer Mechanik etwas an Rubiks Cube. Weiter geht es auf der Jagd nach dem Backfisch.
Der Wormser Backfisch: endlich gefangen!
Wir erreichen die Gourmet-Section des Wormser Backfischfestes schließlich doch noch. Gut, dass wir uns trotz des aufgekommenen Hungers nicht schon vorher niedergelassen haben. In der Tat wird hier in Worms Backfisch geboten. Er sieht sehr lecker aus. Kartoffelsalat wird zum Fisch gereicht und Remouladensoße, wenn man mag auch Pommes – wir mögen aber nicht. „Merlan„, „Zander„, „Forelle“ und „Scholle“ heißen die Backfische mit Vornamen. Wir entscheiden uns für den Merlan und die Scholle.
[one_half] [/one_half] [one_half_last] [/one_half_last]„Ja, wie isser denn nun?“ werden Sie jetzt fragen. „Lecker isser“ antworten wir darauf. Frisch zubereitet und schmeckt wie gerade gefangen und in die Friteuse gesprungen. Mit einem Sternekoch wird man sich hier nicht messen wollen, aber das ist hier auch nicht die Disziplin. Die Enkeltochter ist’s ebenfalls zufrieden und wir ziehen weiter. Es gibt ja noch einiges an Fahrgeschäften zu entdecken.
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