Endlich wieder Wochenende, endlich wieder auf zu neuen kulinarischen Entdeckungen in meinem goldisch´ Meenz. Die Mainzer Altstadt wird mir ebenso wie die Neustadt nie langweilig. An Neueröffnungen mangelt es trotz des langen Lockdowns nicht und ich habe auch das Gefühl, die Mainzer und Mainzerinnen genießen es gerade in vollen Zügen, dem Genuss wieder freien Lauf lassen zu können. Nun denn, es geht erstmal die Augustinerstraße entlang Richtung Römisches Theater und Zitadelle. Wenn man sich jetzt ein Stück Richtung Winterhafen orientiert entdeckt man sie, die neue Weinbar Dagobert.
Das erwartet Euch in diesem Artikel
Früher befand sich an dieser Stelle die Cocktail-Bar Déjà-Vu und immer, wenn ich Leute Frage, ob sie jemals in der Cocktailbar Déjà-Vu waren, sagen alle, exakt einmal. Vielleicht war das das Problem und der Laden deswegen nicht mehr existent. Ich halte die Lage auch für etwas schwierig, liegt die Weinbar Dagobert nun nicht an einer der großen Hauptachsen, die durch die Mainzer Altstadt führen. Was den Laden aber auch zu einem ziemlichen Geheimtipp macht.
Dagobert: Neue Weinstuben braucht die Stadt
Eigentlich ist das ein bisschen gelogen, denn bei Dagobert in der Dagobertstraße (Ja, ich musste auch lachen) handelt es sich mehr um eine Weinbar als um eine Weinstube. Die Inneneinrichtung ist hip und einladend, mit viel Holz, Gold und schöner gemusterter Tapete. Versteht mich nicht falsch, ich liebe unsere alteingesessenen Weinstuben in der Mainzer Altstadt, freue mich aber genauso über etwas frischen Wind und neues Flair. Bei Dagobert handelt es sich um den „kleinen Bruder“ von Onkel Oskar im Traubenglück. Diese Weinbar in der Neustadt (Rheinallee, Höhe Stadtwerke) habe ich bereits kurz nach ihrer Eröffnung besucht und war auch dort hin und weg. Ich liebe einfach diese Kombination aus locker-frischen Tapas und leckerem Wein, der handverlesen und empfohlen wird. Das sehr sympathische Servicepersonal führt eloquent durch die Weinkarte sowie die saisonal wechselnde Speisekarte.
Auf den ersten Blick wirkt die Terrasse mit ihrer Aussicht nicht so belebt und beliebt wie die Außenbereiche in der Augustinerstraße oder auf dem Marktplatz, aber genau das finde ich reizvoll. Bei Dagobert hat man so etwas mehr Ruhe. Trubel zieht ab und zu in Form von größeren Gruppen Jugendlicher Richtung Winterhafen vorbei, finde ich aber vergleichsweise entspannt. Vom Verkehrslärm ist man komplett verschont, obwohl die Rheinstraße nicht weit ist.
Was ist eigentlich Naturwein?
Die Weinbar Dagobert ist die erste Weinbar hier in der Gegend, die sich auf Naturwein spezialisiert hat. Ich habe diesen Fakt jetzt nicht persönlich überprüft, aber ich arbeite daran. Zumindest bin ich sehr neugierig, was es mit diesem Naturwein auf sich hat. Klingt erstmal nicht schlecht. Unsere wohlwissende Servicekraft erklärt uns auf Nachfrage sehr gerne, was Naturwein ist und lädt uns außerdem zum Probieren ein, bevor wir uns für eine Sorte entscheiden. Faktisch geht es bei Naturwein darum, eine möglichst natürliche Verarbeitung der Traube zu gewährleisten, mit wenig Eingriff in die sogenannte Weinwerdung. In der Praxis heißt das, der Wein ist aus biologischem oder biodynamischem Anbau, die Weinlese findet ausschließlich per Hand statt, er ist nicht geschwefelt, es findet keine Filtration statt, Hefe wird nur auf natürlichem Wege zugeführt und geschmackliche Hilfsmittel wie Zucker sind ausgeschlossen. Damit soll die Ursprünglichkeit des Weins erhalten bleiben.
Trotz all dieser Marker gibt es keine gesetzlich verbindliche Definition, was ein Naturwein genau ist. Was er definitiv ist: Lecker! Also für mich. Aber auch eine Herausforderung und ich würde ungeübten Weintrinkern empfehlen, auch erst mal eine Kostprobe zu nehmen. Er ist deutlich herber als die trockenen Weine, die wir sonst so gewohnt sind. Macht aber Spaß und kitzelt den Gaumen mal auf eine abenteuerlich-neue Art und Weise.
Schmeckt’s?
Die Entscheidung für zwei Gläser weißen Naturwein fällt schließlich auf den unfiltrierten trockenen Landwein vom Weingut Christopher Full aus Mölsheim in Rheinhessen. Die andere rheinhessische Variante, ein Riesling mit dem Namen DIGDIN war mit seiner Würzigkeit dann doch eine Nummer zu herb. Dieser Wein ist der perfekte Begleiter zum Abendessen und die gemischte Antipasti-Platte und die Käseplatte, für die wir uns entschieden haben, kommen mit ausreichend Brot und wunderschön angerichtet bei uns an. Der Kellner erklärt uns die einzelnen Komponenten, wobei sich zwei absolute Highlights offenbaren: Ein Mango-Papaya-Chutney, das eine angenehme Süße aber auch Würzigkeit mitbringt und ein unfassbar leckerer Manchego, der in der Kombi mit den karamellisierten Walnüssen auf der Käseplatte für eine regelrechte Geschmacksexplosion sorgt. Bei Dagobert wird Wert auf Qualität gelegt, das spürt man bei jedem Bissen. Die Portion ist zu zweit auch mehr als ausreichend, die Reste lassen wir uns einpacken.
Außerdem gibt es auf der Karte von Dagobert kleine Snacks wie Foccacia und Salate, Hauptgerichte sowie eine saisonal wechselnde Karte. Was ich außerdem unbedingt mal probieren möchte, ist die vegane Trilogie vom Weinbergspfirsich mit Mousse, Ragout und Sorbet. Da werde ich wohl Dagobert einen weiteren Besuch abstatten müssen, denn heute geht nichts mehr rein. Wir landen mit einer Menge Tapas, zwei großen und zwei kleinen Gläsern Wein und Mineralwasser bei 47 Euro, was ich mehr als angemessen finde für einen so gelungenen Abend.
Darf es sonst noch was sein?
An diesem milden Freitagabend erfüllt sich ein kleiner Gastro-Traum für mich: Der Kellner öffnet einen Wein, der (noch) nicht auf der Karte zu finden ist, um ihn mit uns zu probieren. Es handelt sich um einen weiteren Naturwein, nachdem wir uns schon über die anderen Naturweine auf der Karte unterhalten haben. Der, den wir probieren, ist ein Rosé-Naturwein vom Weingut Matthias Kowalczyk aus Alsheim in Rheinhessen und ich muss leider sagen, er schmeckt weitestgehend unspektakulär. Meine Begleitung und der Kellner stimmen zu. Nichtsdestotrotz ist es ein tolles Erlebnis gewesen, einfach verköstigen zu dürfen. Dazu lasse ich mich gerne häufiger einladen.
Dagobert: Mein Fazit
Ozean-Blau, warmes Licht, rustikale Backsteinwände: Die neue Weinbar Dagobert in der Mainzer Altstadt fällt auf und fügt sich trotzdem ein, als wäre sie schon immer dort gewesen. Mit ihrem Fokus auf ein wechselndes Angebot saisonaler veganer und vegetarischer Gerichte findet sich zu jedem Wein etwas passendes. Neben ausgewählten Hausweinen und offenen Weinen gibt es auch klassifizierte Lagenweine. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Naturweinen, was eine echte Neuheit ist.
Meine absolute Empfehlung! Jedem und jeder, die gerne einen guten Wein trinkt, lecker futtert und schön gemütlich sitzt, kann ich die Weinbar Dagobert nur wärmstens ans Herz legen. Auch der “große Bruder” Onkel Oskar im Traubenglück ist zu empfehlen, meiner Meinung nach aber deutlich überlaufener und dadurch weniger persönlich als hier. Ich komme gerne wieder!
Weinbar Dagobert
Dagobertstraße 11
55116 Mainz
Öffnungszeiten
Dienstag – Donnerstag 17:30-23:30
Freitag und Samstag 17:30-00:00
Sonntag 17:30-23:00
Montag Geschlossen