Den „Mainzer Rhein-Frühling“ haben sich ein paar Oberschlaue ausgedacht. Frühjahrsmesse hieß das früher. Aber jetzt essen wir unsere Currywurst auf dem Mainzer Rhein-Frühling. Der Zeitgeist will es wohl so. Ups – Currywurst ist ja nicht mehr. Burger & Pulled Pork sind ja angesagt. Man muss schon aufpassen, sonst isst man völlig naiv das völlig Falsche. Und das wäre ja ein NoGo! Wir waren dabei und berichten euch hier und jetzt was es gab und was nicht.
After Work zum Mainzer Rheinfrühling
Wir Oberstädter nähern uns zu Fuß und aus der Ferne und schlendern vorbei am Malakoff. 19:05… das N’Eis hat grade zugemacht. Kein kulinarisches Vorglühen mit nem Bällchen Apfeleis und Schokostreusel. Durchhalten ist angesagt, während man das Stresemannufer entlang walkt und in der Ferne die ersten Fahrgeschäfte gen Himmel ragen sieht. Es dunkelt leicht und die Karussels sind bunt beleuchtet. Ja, da wollen wir hin.
Heute abend wird noch mehr geboten in Mainz. Hinterm Hilton macht sich der Mainzer Weinsalon mit der „After-Work-Party“ breit. Wir bewegen uns zwischen Rhein und Hilton hindurch – und sind drin! Menschen, Stimmung wohin das Auge schaut. In Mainz wird viel gearbeitet und jetzt after work sind alle Fleißigen hier. Platz gibt es nicht reichlich, aber stellenweise. Wir haben wohl doch zu lange gearbeitet und ziehen weiter, denn voraus künden die Klänge vom nahen Mainzer Rhein-Frühling.
Höhenrausch, Break Dancer & Zombie
Am Rheinufer stehen sie dicht an dicht. Fahrgeschäfte aller Couleur laden ein und für wirklich jeden Geschmack ist etwas dabei. Der dunkler werdende Abend lässt die Betreiber die farbige Beleuchtung anschalten und das taucht die Szene in ein stimmungsvolles Lichtermeer. JETZT ist genau der richtige Zeitpunkt, über die Mainzer Frühjahrsmesse zu gehen. Und genau das tun wir jetzt.
Vom Rausch der Höhe und den Grenzen
Uns begrüßt der Höhenrausch. Der lange stählerne Arm reißt die Gondel mit den zusammengekauerten Insassen in luftige Höhen. Links heraus… ganz nach oben… wieder runter… rechts heraus… ganz nach oben… wieder runter… Überschlag gibt es nicht. Darauf warten alle. Das Kreischen der Mädels liegt in der Luft, wenn der Arm wieder von ganz oben herniederrauscht und am mit rasender Geschwindigkeit durchschwingt. Weiß-Grün leuchtet er. Er ist illuminiert und während der Himmel als Hintergrund und Bühne immer dunkler wird, hebt sich der weiß-grüne Fahrkorb immer stärker gegen den Himmel ab. Sein fahles Licht beleuchtet die Gesichter der Fahrgäste, die immer noch auf den Überschlag hoffen.
Das „Zombie“
„Zombie“ heißt die Geisterbahn. Über dem Kassenhaus droht Gevatter Tod mit fahrigen Gesten und blickt die gruselwilligen Fahrgäste bedrohlich an. „Kommt nur herein… Ihr werdet schon sehen…“. Nein, wir wollen nicht gruseln. Wir wollen Spaß. Deswegen lassen wir die Schauerstätte links liegen und hechten weiter.
Currywurst: stilvoller Starter auf dem Mainzer Rheinfrühling
Endlich! Der erste Kulinarik-Tempel naht. Ich huldige Gott Currywurst, lege dreieinhalb Euronen in den Opferstock und meine Laune bessert sich sofort. Pulled Pork & Burger hätte man auch gehabt. Doch nein, heute müssen erstmal die Mainzer Gene bedient werden. Die Currywurst muss auf die Hüften.
Das „Jumanji“
Die Gesetze der Physik scheinen im „Jumanji“ nicht zu gelten. Wo man eben noch sicher seinen Fuß hinsetzen konnte, beginnt der Weg zu rütteln und wer die Stufen zur oberen Ebene erklimmen will, stellt fest, dass eben diese Stufen Eigenleben entfalten und die Beine ihren Dienst versagen. Durch die Scheiben des gläsernen Irrgartens erblickt man die Menschen vor dem „Jumanji“. Doch wie dort hinauskommen. Die Scheiben gaukeln den Ausweg vor, doch man muss ohne den Faden der Ariadne hindurch.
Der „Jumper“
Den „Jumper“ kennen wir unter verchiedenen Pseudonymen. „Torkler“, „Tumbler“ und ähnliche Namen künden vom fehlenden Halt unter den Füßen. Die Fahrgäste schätzen aber genau dieses Gefühl im Kampf mit der Maschine. Wenn der „Jumper“ sich bei schnell drehender Fahrt auf und nieder bewegt und man sich mit letzter Kraft am Gestänge hinterm Sitz festkrallt. Da hat man seine Sitzfestigkeit doch etwas überschätzt – und ist dann erleichtert, wenn der „Jumper“ anhält, wieder loslässt und man mit Gummi in den Knochen die Fläche wieder verlässt.
Der „Break Dancer“
Am „Break Dancer“ gibt es die besten Beats. Die Bässe wummern und alles, was das Schlagzeug herzugeben at fliegt einem mächtig in die Ohren. Hier am Break Dancer ist am meisten los. Teenies aller Couleur stehen am, auf, rund um den Break Dancer herum. Der Hormonpegel ist hoch und die Luft ist erfüllt vom Plustern der Gefieder. Hier gilt es. Sitzt die Frisur? Müsste die Hose nicht doch viel enger sein? Warum blickt er nicht zu mir herüber? Hätte der Undercut nicht nen Millimeter kürzer sein müssen? Oh Gott, wieso quatscht die Alter mit dieser Lusche?
Alle Blicke schießen schnell durch die Menge und man spürt die Anspannung auf den Gesichtern. Auf dieser Bühne muss man brillieren. Doch wie will man die Aufmerksamkeit auf sich lenken? Ein jeder hat sich nach Kräften „uffgebretzelt“. Wenn man den Break Dancer betritt und die Gondel besteigt, gehört man für knapp vier Minuten zum Kreis der Privilegierten. Die Beats klingen dort nochmal härter. Man kann hinausschauen zu den anderen, die nicht drinsitzen. Der Break Dancer wirbelt einem durch die Luft, reißt im Rhythmus quer über die Tanzfläche, auf der man nur sitzend toben kann. Wenn man nach den höllisch geilen vier Minuten die Gondel wieder verlässt, gesellt man sich wieder brav zu den anderen, die im Schein und Glanz der Bühne des Break Dancers auf ihren großen Auftritt hoffen.
Wir ziehen weiter… es gibt noch viel zu sehen.
Der Autoscooter
Ja, es gibt ihn noch. Der Autoscooter hat aber schon vor über 20 Jahren seinen Rang als Publikumsmagnet Nummer eins an den Break Dancer abgeben müssen – und der verteidigt ihn verbissen, wie wir gesehen haben. Dennoch ist die Freude am erlaubten Anrempeln ungebrochen. Bühne ist der Autoscooter dennoch. Da wird in der Pause zwischen zwei Fahrten die Frisur zurecht gezupft. Es kommt auf jedes Haar an, das richtig sitzen muss! Auch die Wahl des Wagens ist wichtig. Cool muss er aussehen, muss die eigene Coolness noch unterstreichen. Da kann man nicht jeden Wagen nehmen. Und beim Anrempeln kommt man sich für einen Moment nahe – vor allem, ohne reden zu müssen. Die Blicke drücke da alles aus.
Das Riesenrad…
… fahren wir heute mal nicht. Dafür muss es ein Slush-Eis sein. Ein Monsterslush? Hammwa nich. Aber ein mittleres, das nehmen wir. Drei Sorten müssen rein. Und ein mittleres Softeis „Erdbeere“ muss es sein. Okay. An beidem kann man sich beim Weiterschlendern eine Weile festhalten.
Alle Buden von der „Waffelbäckerei“ bis zum „Greifer“ ist beflaggt und beleuchtet. Wir durchpflügen das Lichtermeer, ergattern am Ende noch eine Flasche Liebesperlen mit „Delphinanhänger“. „Zwo-Fuffzich“ kostet dat. Na gut. Wat mutt, dat mutt. Der Delphinanhänger wird für den Rest des Abends permanent bestaunt, auch auf dem Rückweg zum Bus.
Habt ihr Fotos vom Mainzer Rheinfrühling? Was war am Schönsten?
Der Mainzer Rheinfrühling ist und bleibt die Frühjahrsmesse an Ostern. Auch die beiden kleinen Weindörfchen mit den lustigen besitzbaren Weinfässern ändern daran nichts. Es ist nach wie vor die schöne Welt des Scheins, der glitzernden Lichter und dem Ausweg aus dem Alltag. Für ein oder zwei Stunden (oder länger) verlässt man die Welt und lässt sich ein wenig treiben. Das tut gut und man kann dann wieder im Alltag landen.
Ob wir das nächste Mal wieder hingehen? Naklar. Vielleicht fahren wir dann auch mal wieder Riesenrad. Oder Kettenkarussel. Das sah ja dieses Jahr absolut endgeil aus. Und Break Dancer werden wir auch wieder fahren. Noch öfter natürlich. Bis dass der Geldbeutel quietscht. Pleite sind wir jetzt mal wieder, aber es hat sich gelohnt.
Hier noch ein paar Fotos Shots vom Rundgang. Die Eclipse ist dabei und das legendäre Kettenkarussell und vieles anderes. Das Video oben haben wir beim Break Dancer aufgenommen. Ansehen ist cool, aber das Mitfahren ist nicht zu toppen.
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