Das MA:DORO in der Mainzer Neustadt? Das höre ich ja zum allerersten Mal. Zwei Jahre schon? Na dann will ich das mal testen. Es war eigentlich ein Zufall, der mich zu MA:DORO in der Mainzer Neustadt verschlagen hat, wollte ich doch eigentlich nur irgendwas italienisches essen und gemütlich sitzen. Wie meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden lest ihr hier!
1. MA:DORO Mainz: Außen hui, Innen… huiii
Unscheinbar auf der Ecke Kurfürstenstraße-Leibnizstraße gelegen, sticht einem der kleine Laden doch sofort ins Auge: mit rostroten Fliesen überzogen und der offensichtlichen Einladung „Guter Geschmack braucht gute Zutaten“ an der Tür. Na, diese Einladung nehme ich dankend an, auch wenn die alteingesessene Neustädter Weinstube „Zum Kurfürst“ (Kurfürstenstraße 33) direkt nebenan ist, die mich immer wieder anlockt.
Die Inneneinrichtung erinnert mit den billardgrünen Wänden und roten Möbeln mehr an ein amerikanisches Diner, als an ein italienisch angehauchtes Restaurant. Ein Retro-Klappfahrrad lehnt lässig an dem großzügigen Tresen, der den Blick auf den Pizzaofen erlaubt.
Gut 25-30 Leute finden im Gastraum Platz, an einem Donnerstagabend ist jeder Tisch besetzt. Über einer langen Sitzbank hängen große Bilder im Collagen-Stil, die Mainzer Motive zeigen. Hier scheint sich einiges zu mischen, was auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpasst. Man darf gespannt sein, ob sich das auch so fortsetzt.
Die Außenbestuhlung ist simpel gehalten, ganz wie man es aus der Mainzer Neustadt gewohnt ist: bunt lackierte Biergarnituren laden zum geselligen Verweilen ein. Lässt man den Blick weiter schweifen und fasst auch ein paar Details ins Auge, entdeckt man die Korken, Wein- und Schnapsflaschen auf der Fensterbank. Diese Kleinigkeit hat eine große Wirkung: das rheinhessische Weinstuben-Gefühl, das wir Mainzer lieben, kehrt ein. Insgesamt ist es ein wirklich schöner Gastraum mit großem Gemütlichkeitsfaktor und schöner Oldie-Musik. Nicht umsonst bezeichnet Betreiber Dominik ihn als sein „Wohnzimmer“.
2. Die Speisekarte des MA:DORO
Die in soften Kork eingeschlagene Speisekarte ist klein und lässt dennoch keine Wünsche offen: Pizza, Pasta, Salat, jeweils ein Fleisch- und ein Fischgericht – was will man denn noch mehr? Doch lest selbst:
Rösches Bauernroggenbrot mit Butter und Essig | 3 Euro |
Handkäs „Auf meine Art“ | 4,50 Euro |
Kleiner gemischter Frühlingssalat | 5,10 Euro |
Kleiner Brotsalat mit Rübchen, Pesto und Nüssen | 6,20 Euro |
Großer gemischter Frühlingssalat mit karamellisierten Nüssen, Balsamico und Brot | 12,30 Euro |
Hausgemachte Ricotta-Ziegen-Maultaschen mit grünem Spargel und Salat | 16,80 Euro |
Gebackene Räucher-Wisper-Forelle mit Gemüse-Beluga-Linsen | 19,80 Euro |
Krustenbraten vom Freilandschwein mit Kartoffeln | 20,60 Euro |
Pizza „Himmel und Erd“ mit Senfcreme, Blutwurst, Apfel und Kartoffeln | 9,50 Euro |
Pizza „Hausmacher“ mit Senfcreme, Leberwurst, Zwiebeln und Essiggurke | 9,50 Euro |
Hausgemachte Spaghettini mit eigenem Pesto | 11,60 Euro |
Hausgemachte Spaghettini „Grande Finale“ mit Salbei, frischem Knoblauch, Speck und Parmesan | 14,50 Euro |
Mus von Quark und Zitrone, dazu Nusscrumble und Blaubeerspiegel | 6,90 Euro |
Käseauswahl „Meine Lieblinge“ mit Balsamico-Feigensenf und Süßweingelee | 7,50 Euro |
Das tollste an der Speisekarte ist, dass es zu jedem Hauptgericht auch eine persönliche Weinempfehlung gibt. Und wenn man mehr über die einzelnen Weingüter (alle aus der Region!) erfahren will, kann sich einfach ein bisschen mehr in die Speisekarte einlesen oder das kompetente Servicepersonal um Rat fragen.
Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass die Pizza auf der Speisekarte des MA:DORO eher ungewöhnliche Zutaten beinhaltet. Das ist eben die rheinhessische Art, Pizza zu machen. Hier entstehen Verbindungen, wo man nicht mit ihnen gerechnet hat. Probiert habe ich diese außergewöhnliche Variante nicht, aber ich bin sehr neugierig und ziehe es für den nächsten Besuch in Betracht.
Neben der tollen Weinauswahl gibt es auch Flaschenbiere von Lammsbräu und eine Auswahl an Heißgetränken und Schnäpsen. Doch dazu später mehr.
3. Das Hauptgericht: unsichtbare Spaghetti?
Wir probieren die hausgemachten Ricotta-Ziegen-Maultaschen, die mit heimischem grünen Spargel und einem kleinen marinierten Salat angemacht sind, für 16,80 Euro. Zunächst erschien mir der Preis etwas hoch, doch die Portion war sehr groß (etwas zu groß für mich) und ein spitzenmäßiges Geschmackserlebnis.
Zwischen Salat und Maultaschen befanden sich noch zwei Arten hausgemachtes Pesto, die den Geschmack perfekt ergänzt haben. Mein Gegenüber erhielt zunächst einen leeren Teller. Ernähren wir uns heute von Luft und Liebe, oder von unsichtbaren Nudelgerichten? Nein, wir müssen nur einen Moment Geduld aufbringen. Die hausgemachten Spaghettini „Grande Finale“ mit Salbei, frischem Knoblauch und Speck werden nämlich von Betreiber und Chefkoch Dominik höchstpersönlich am Platz serviert: in einem riesengroßen Block Parmesan.
Dominik begrüßt uns mit einem herzlichen „Gude“ und berichtet, dass so auf Sizilien die Pasta zubereitet und verspeist wird: sie wird so lange im Parmesan gewälzt, bis sie eigentlich fast trocken ist. So ist sie mehr Tapas als Hauptgericht, aber wen interessiert das schon, so lange sie so traumhaft schmeckt? Der frische Knoblauch verschmilzt mit dem Parmesan zu einer feinen Marinade, der Salbei und der Speck bilden die perfekte Ergänzung. Entgegen der Empfehlung auf der Speisekarte wähle ich einen trockenen Grauburgunder vom Weingut Braunewell. Auch dieser schmeckt vorzüglich, ich bin zufrieden mit meiner Wahl.
4. Kochkurse: Kochen will gelernt sein
Unter dem Motto „Jeder fängt mal klein an“ bietet der MA:DORO-Betreiber Dominik außerdem Kochkurse an, die sich an den Bedürfnissen von Studierenden orientieren. Kein Geld, keine Zeit, kein Platz und kein Equipment gelten nicht als Ausreden, wen man gerne kochen will! Hier geht es nicht darum, Gourmet-mäßige Menüs zuzubereiten, sondern vielmehr, aus wenigen guten (und nicht teuren!) Zutaten etwas zauberhaftes und Leckeres zu erschaffen. Und selbstverständlich sind nicht nur Studierende herzlich willkommen.
Die Quick-Abendkurse beginnen immer um 18 Uhr mit einem kleinen standesgemäßen Empfang. Dann geht es zuerst mal um die Materialbeschaffung: Was kaufe ich ein? Wer sich Wochenmarkt oder Bioladen nicht leisten kann, wird auch im Discounter fündig, aber mit Sinn und Verstand! Zwischendurch können die Teilnehmer sich immer wieder gerne mit Wein, Bier und anderen Getränken stärken, so geht das mit dem Kochen auch leichter von der Hand.
Für einen Preis von 45-55 Euro pro Person kann man hier 6 Gerichte zubereiten und verspeisen. Außerdem sind Aperitif, Softgetränke, Bier und Wein während des Kurses im Preis mit inbegriffen. Die Teilnehmerzahl bewegt sich zwischen 8-12 Leuten, Anmelden kann man sich ganz einfach online. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen will, kann auch einen Halb- oder Ganztagskurs besuchen.
5. Darf es sonst noch was sein?
Aber ja – ein köstliches Dessert (es gibt nur eins, das macht die Entscheidung auf jeden Fall leichter) und einen edlen Tropfen zur Verdauung. Hier wählt man zwischen Williams Birne, Himbeere, Haselnuss, Marille, alter Quetsche und Kirsche. Alle Hochprozentigen stammen von der Brennerei Birkenhof aus Nistertal im Westerwald.
Serviert wird ein hübsch angerichteter Dessertteller, auf dem sich neben verführerischer Blaubeersoße zwei Kugeln des Zitronen-Quark-Mus befinden, die auch ebenso gut zwei Kugeln Eis sein könnten. Und eine ordentliche Portion Nusskrokant! Die fluffige Konsistenz des Mus ergänzt sich perfekt mit dem Krokant und der Soße, es ist leider viel zu schnell weggelöffelt.
Liebe geht durch den Magen und steigt in den Kopf – getreu diesem Motto existiert das kleine aber feine Lokal in der Mainzer Neustadt schon seit zwei Jahren – und ist mir zu meiner Schande noch nie groß aufgefallen. Zum Glück hat sich das nun geändert. Nachhaltigkeit liegt dem Team am Herzen, wenn möglich wird saisonal und regional eingekauft.
6. Das MA:DORO: Mein Fazit
Auch ohne Meeresblick kommt im MA:DORO Mainz mediterranes Flair auf, das sich mit rheinhessischem Genuss paart. Was nicht passt, passt trotzdem irgendwie – die Mischung machts! Und das sympathische Team rund um Betreiber Dominik Römer, dem man seine Leidenschaft anmerkt. Das Essen hat fantastisch geschmeckt, der Wohlfühlfaktor in dem kleinen, gemütlichen Lokal war hoch und beim nächsten Besuch wird definitiv die rheinhessische Pizza probiert. Guter Geschmack braucht gute Zutaten – wahre Worte und wirklich empfehlenswert.
MA:DORO
Restaurant – Bar – Kochschule
Leibnizstraße 34
55118 Mainz
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 18 Uhr – 23.30 Uhr
Montags und samstags ist an den Kochschultagen geschlossen, sonntags Ruhetag
Review
Anmerkung der Redaktion: Einen kleinen Nachtrag haben wir noch. Als wir die Tage ( genauer: am Dienstag, den 28.05.19) mal abends vorbeikamen und uns nach den vollen Worten von Tiffy den Genuss im MA:DORO geben wollten, kamen wir leider zu spät. Drinnen war alles ausgebucht und reserviert. „Draußen kann ich keine Speisen servieren, weil das zuviel für den Koch ist.“ war dann die Aussage vom Service. Das war dann aber doch ein klitzekleines Minus in der B-Note. Wer also unbedingt mal das MA:DORO ausprobieren will, der sollte nicht spontan reinschauen, sondern auf jeden Fall frühzeitig reservieren.
Bildnachweis: © alle schwarzer.de / Tiffany Bals