Wenn man dem allgemeinen Tenor Glauben schenken darf, dann muss ich mich schämen, nach so langer Zeit erst meinen Weg zu Madiba Afrika in der Mainzer Altstadt gefunden zu haben. Das ist nämlich ein Muss, wenn man in Mainz afrikanisch essen möchte! Umso besser, dass es endlich geklappt hat und ich diesen Ausflug auch noch als Gruppenaktivität verbuchen kann. Das sollte man nämlich bei Madiba Afrika unbedingt: als Gruppe hingehen! Doch dazu später mehr.
Inhaltsverzeichnis: das erwartet euch in diesem Artikel
- Nelson Mandela als Namensgeber des Madiba Afrika
- Farbkonzept: Gelungen
- Themenpark Afrika?
- Die Speisekarte des Madiba Afrika
- Die Getränkeauswahl
- Die Vorspeisen
- Der Hauptgang: die Qual der Wahl
- Würzig, würzig: Berbere
- Kein Besteck – kein Problem!
- Das Hauptgericht: Kein Ost-West-Konflikt
- Darf es sonst noch was sein? Nachtisch vielleicht!
- Fazit
1. Nelson Mandela als Namensgeber des Madiba Afrika
Der Name Madiba Afrika leitet sich laut der Betreiber des Lokals vom Volkshelden und Anti-Apartheits-Revolutionär Nelson Mandela ab. „Madiba“ ist in der Republik Südafrika der Ehrenname für den 2013 verstorbenen Politiker. In der Sprache des Stammes der Xhosa, dem Nelson Mandela angehörte, bedeutet er so viel wie „Väterchen“. Das und noch viel mehr erfährt man, wenn man die Speisekarte ausführlich liest, welche auch das Konterfeit von Nelson Mandela trägt.
2. Farbkonzept: Gelungen
Die Farben und Muster der Speisekarte sind der Inneneinrichtung im Madiba Afrika angepasst, es wirkt alles sehr stimmig und stimmungsvoll. Der Gastraum hat eine einladende Wärme, was dem hohen Einsatz von dunklem Holz und indirektem Licht zu schulden ist. Kleine und große Tische sind dort verteilt, zur üblichen Abendessenzeit sind sie alle besetzt. Eine Reservierung ist daher im Vorfeld zu empfehlen.
Unsere Gruppe hat es sich außerhalb des eigentlichen Gastraums gemütlich gemacht. Madiba Afrika verfügt nämlich noch über ein geräumiges Separée, das für Gruppen von bis zu 15 Personen geeignet ist, wobei es dann schon etwas eng werden kann auf den lederüberzogenen Sitzbänken. Auch hier ist die Einrichtung mehr als stimmig, neben schönem dunklem Holz tragen eine behangene Decke und Wandmalereien zum Gesamterlebnis bei.
3. Themenpark Afrika?
Gerade im Bereich der Erlebnisgastronomie (zu der ich Madiba Afrika nun nicht unbedingt zählen würde), ist es oft ein schmaler Grat zu einer Inneneinrichtung, die wie ein Themenpark anmutet und daher an Authentizität verliert. Die Holz- und Bast-behangene Decke im Separée gibt einem das Gefühl, sich in einer Hütte zu befinden, die Wandmalerei verstärkt diesen Effekt noch. Dennoch kann ich zumindest für mich feststellen, dass ich nicht das Gefühl habe, versehentlich in den Traumland-Afrika-Themenpark hineingeraten zu sein. Wären wir hingegen gezwungen, auf dem Boden Platz zu nehmen, würde ich diese Bewertung eventuell nochmal überdenken.
4. Die Speisekarte des Madiba Afrika
Die in Leder eingeschlagene Speisekarte heißt den Gast zunächst äußerst freundlich willkommen, es wird das gesamte Küchenteam von Madiba Afrika vorgestellt. Fotos zeigen Chef Richard Fei Mua ebenso wie die Köchinnen und Köche aus Äthiopien, Ghana und Eritrea. Auch eine Erläuterung zur Ost- und Westafrikanischen Küche findet sich dort.
Die Auswahl an Gerichten ist vielseitig und überfordert im ersten Moment. Aber Getränke, klar, die können wir schon mal bestellen.
5. Die Getränkeauswahl
Immer gern gesehen: Hausgemachte Limos und Eistees! Nicht nur für einen Gastronomen ist das lukrativ, auch als Gast hat man damit die Möglichkeit, ein individuelles und leckeres Getränk genießen zu können. Im Fall von Madiba Afrika stehen mehrere hausgemachte Limonaden in fruchtigen Sorten zur Auswahl. Auch Weine (Rot und Weiß) kommen vom afrikanischen Kontinent in rheinhessische Gläser.
Ich entscheide mich jedoch für einen traditionell zubereiteten Chai-Tee mit Kardamom.
6. Die Vorspeisen
Wie es auch später bei den Hauptspeisen der Fall sein wird, erfolgt hier eine Trennung nach Regionalität, zwischen den Gerichten der Ostafrikanischen Küche und der aus Ghana. Zwei Suppen stehen zur Auswahl (jeweils um die 5 Euro), sowie Frittiertes (Kochbananen, Yamswurzel, und gefüllte Teigtaschen, sogenannte „Sambusa“) mit verschiedenen Soßen. Außerdem kann man zwischen Klassikern wie Falafel oder Auberginenmus wählen, Mix Rolls (gefüllt mit Spinat und roten Linsen) oder der Spezialität des Hauses, „Fit Fit“. Dabei handelt es sich um Injera-Brot in einer Fleisch- und Gemüsesoße, sehr pikant und für 4,90 Euro zu haben.
Wem die Entscheidung hier schon nicht leicht fällt, der kann ganz einfach auf den gemischten Vorspeisenteller für 11,50 Euro zurückgreifen. Dieser ist zwar für zwei Personen gedacht, kann aber sicherlich auch mit mehr Leuten geteilt werden.
In unserer Runde ist der Vorspeisenhunger nicht ganz so groß, daher werden es heute Abend nur die Mix Rolls für 3,80 Euro. Diese sind schärfer als erwartet, werden aber als sehr schmackhaft und portionsmäßig gerade richtig bewertet.
7. Der Hauptgang: die Qual der Wahl
Bei den Hauptgerichten fängt die große Entscheidungskrise erst richtig an: Fisch, Fleisch oder doch lieber vegetarisch? Ost-oder Westafrikanisch? Teilen oder alleine essen?
Allein die Fleischauswahl ist groß: Lamm, Huhn, Rind oder Schwein – was soll es sein? Auch die Menschen mit vegetarischer Ernährungsweise haben die Qual der Wahl: aus sieben lecker klingenden Gerichten zu jeweils unter 8 Euro darf gewählt werden, darunter Okraschoten, Grünkohl, Linsen oder Spinat, alles natürlich traditionell zubereitet in der Art und Weise des jeweiligen Landes. Im Zweifel lässt sich auch hier einfach auf den vegetarischen Mixteller zu 10,90 Euro ausweichen.
8. Würzig, würzig: Berbere
Neben der großen Speisen- und Getränkeauswahl liefert die Speisekarte bei Madiba Afrika auch immer wieder interessante Erklärungen, so zum Beispiel über die Gewürzmischung Berbere. Dabei handelt es sich um eine Mischung, die sich der äthiopischen Küche zuordnen lässt. Wesentliche Bestandteile sind Chilipfeffer, Ingwer, Zimt, Knoblauch, Gewürznelke, Koriander, Piment, Ajowan (eine Art Kümmel), sowie die getrockneten Früchte der Weinraute. Sie findet sich in zahlreichen Gerichten wieder.
9. Kein Besteck – kein Problem!
Traditionell genießt man die meisten Gerichte hier, indem man sie mit drei Fingern in den Mund führt. Um das Ganze etwas einfacher zu gestalten, nimmt man Injera-Brot zur Hilfe. Dieses wird zu nahezu allen Gerichten dazu gereicht und kann auch nachbestellt werden. Dabei handelt es sich um ein weich gesäuertes Fladenbrot, wie es in Äthiopien gegessen wird.
Es ist Speise, Teller und Besteck zugleich. Man reißt sich ganz ungeniert ein Stück des Fladens ab und verzehrt damit sein Fleisch-, Fisch oder Gemüsegericht.
Das mag einem als Gast zunächst sehr ungewohnt vorkommen, macht aber eigentlich einen riesen Spaß. Bloß Servietten, die haben damit eine gewisse Notwendigkeit. Auf Anfrage oder zu bestimmten Gerichten erhält man natürlich auch Besteck.
10. Das Hauptgericht: Kein Ost-West-Konflikt
Um der Qual der Wahl entgegen zu wirken, entscheidet unsere Gruppe sich für jeweils eine der Mixplatten. Die Ghana-Mixplatte, mit zwei Sorten Reis, Kochbananen, sogenannten Yam-Balls (gefüllte frittierte Bällchen), eingekochten Schwarzbohnen, Spicy Chicken und Fisch Stew. Außerdem kommt die Meadi-Mixplatte auf den Tisch, bestehend aus drei Fleischgerichten (Lamm, Rind, Hühnchen) und drei vegetarischen Gerichten nach Wahl. Diese Wahl überlassen wir gerne dem geübten Küchenpersonal. Mit zwei Platten für insgesamt sieben Personen ist der Tisch dann auch grade groß genug. Und Glück hat, wer die Sitzposition in der Tischmitte inne hat, der hat nämlich den besten Überblick und kommt an alle Leckereien gut ran.
Die Preise für die gemischten Platten variieren, je nachdem, wie viele Leute mitessen. Es geht bei 27 Euro für zwei Personen los und steigert sich dann entsprechend. Zum Satt-Werden reicht es allemal und die große Auswahl an unterschiedlichen Gerichten macht Spaß, da man alles probieren kann und sehr vielseitige Geschmackserlebnisse hat. Zum Schluss konnten wir uns jedoch darauf einigen, dass das Fischgericht auf der Ghana-Platte außerordentlich lecker war.
11. Darf es sonst noch was sein? Nachtisch vielleicht!
Eis geht immer – getreu diesem Motto muss natürlich auch das afrikanische Eis probiert werden! Der Gast kann zwischen drei Dessert-Varianten wählen:
- Kochbananen mit Vanilleeis,
- Dattelcreme mit Eis und Sahne oder dem
- „Madiba Spezial“: Joghurtschaum mit gerösteten Mandeln und Mandelsirup.
Die Dessertvariationen schmecken, sind jedoch nicht allzu außergewöhnlich. Schade ist, dass der Espresso deutlich vor dem süßen Naschwerk schon am Tisch war, so dass man nicht beides gemeinsam genießen konnte. Auch ein kleines Glas Wasser gab es leider nicht zur Kaffeespezialität dazu.
12. Fazit
Madiba Afrika – ein Erlebnis für alle Sinne. Nicht nur die Geschmacksnerven werden hier beansprucht, das Gesamterlebnis passt. Der Gastraum ist einladend und gemütlich, das Personal ist freundlich und die Preise sind angemessen. Ein kulinarischer Ausflug in fremde Gefilde, der sich gelohnt hat!
Madiba Afrika
Heugasse 6
55116 Mainz
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 17-24 Uhr, Küche bis 22 Uhr
Sonn- und Feiertage 17-23 Uhr, Küche bis 21 Uhr
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