Essen gehen ist im Urlaub immer so eine Sache. Naturgemäß ist man als Tourist immer leichte Beute der Systemgastronomen und Touri-Bespaßer. Und natürlich will man das jedes Mal vermeiden. Jetzt am Sonntag hat es uns erwischt und wir nahmen uns vor, uns wacker zu schlagen. Das beste Essen am Dümmer See haben wir gefunden, nämlich im…
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Das Beachmar am Dümmer See
Mein Weib hat es bereits am ersten Tag, am Freitag ausgekundschaftet. „Also wenn wir Pizza essen wollen, dann müssen wir da hin. Das ist direkt am Wasser und der Kellner spricht spanisch. Mit dem kann sich Katha dann unterhalten.“ Ja, genau. Darauf hatte ich gewartet! Jetzt, am Sonntag stand Essen gehen an. Ob am Dümmer See oder woanders, da waren wir flexibel. Heute tagsüber hatte es uns bereits nach Lemförde zu Schooti’s Eis-Café verschlagen. Von dort kann ich von sehr, sehr geilem Eis berichten. Vanilleeis mit selbst gemachter Roter Grütze. Und Spaghettieis mit selbst gemachter Erdbeersoße und frischen Erdbeeren aus dem eigenen Garten. Man sah es den Erdbeeren an, dass sie nicht aus holländischen Kulturen, sondern aus heimischem Garten stammten. Und man schmeckte es auch. Aber wir kommen vom Thema ab. Oder – nein, doch nicht, denn nach dem Besuch bei Schooti’s Eis-Café hatten wir natürlich Erwartungen, was wir am Dümmer See beim Essen gehen erwarten würden.
Stil hat es, das Beachmar
… aber keinen gscheiten Namen. „Beachmar“– ist wieder so ein Kunstname, den sich die Marketingfritzen ausgedacht haben. Viel besser hätte mir „Zum blauen Wal“ gefallen. Oder „Friesenkate“.
Aber sei’s drum. Wir sind schließlich hin, denn zum Sonntagabend stand an, dass wir mit der Familie dinieren. Da wir in der Ferienanlage Marissa unser Lager aufgeschlagen hatten, war uns der fußläufige Anmarsch genehm. Und am See, nahe dem Wasser versprach auch ein bisschen schöne Atmosphäre. Mit Familie, das hieß gestern Abend Meinereiner, mein Weib, vier Enkelz und ein Anhang. Das war nicht nur eine Frage der Tischgröße, das war auch eine Frage, wie man die sieben Geschmäcker in einem Lokal unter einen Hut würde bringen können.
Draußen hatten wir um 20:00 Uhr keine Chance. Der Sonnenuntergang hatte alle Tische auf der Terrasse und auf dem Sandstrand davor auf Dauer gefüllt. Iss klaar, das lässt sich keiner entgehen. Da blieb uns nur der Gang nach drinnen – oder die Suche nach einer anderen Location. Wir entschieden uns für „drinnen“, zumal es heute abgekühlt hatte und bei Außentemperaturen um 20° war es auch drinnen sehr erträglich. Ja, uns da war tatsächlich ein 7er-Tisch frei, den wir gleich besetzten.
Die Speisekarte des Beachmar
Mediterran ist sie, sehr mediterran. Und ein wenig rudimentär. Pasta, Pizza, Fisch & Fleisch: 21 Gerichte für den Gast. Den Tribut für die kompakte Karte muss man wohl der Lage in der Ferienanlage Marissa zollen. Ein wenig touristisch ist man hier schon angehaucht, hat auch großen Andrang mit wenig Personal zu bewältigen. Da ist eine überschaubare Speisekarte dem Workflow schon förderlich. Wir waren aber mutig und ließen uns auf den Versuch ein. Was bestellten wir?
- Wiener Kalbsschnitzel
Bratkartoffeln, Gurkensalat, Zitrone, Preiselbeeren
Mit 23 Euro im oberen Preiskorridor, verglichen mit Mainz. Man durfte gespannt sein. Niklas war es besonders. er hatte es geordert. - Paccheri Rustico
Champignon, Speck und Tomatensoße
Katha hat ein Faible für Pasta und bei 13,90 Euro hätte man in Mainz, im L’Angolo leckere selbstgemachte Pasta erwarten dürfen. - Spaghettini Pomodoro & Polpette
Spaghettini mit selbst gemachten Fleischbällchen
Die Spaghettini sind ein Klassiker bei Vivien. Auf die Fleischbällchen war sie neugierig. Mit 12,90 Euro sind die Pasta sicher gut bezahlt. - Salate Pastore
Blattsalate mit Paprika, Gurke, Karottenstreifen, marinierten schwarzen und grünen Oliven und getrockneten Tomaten. Dazu gebackener Ziegenkäse, garniert mit Honig und Rosmarin
14,50 Euro schlagen zu Buche. Mariella hatte hier gewählt. - Margherita
Tomatensauce, Mozzarella Fior di Latte und Oregano
Für Tino gab es seine Lieblingspizza, insofern hatten wir die Geschmäcker ziemlich alle unter einen Hut bringen können. 9,50 Euro ist ebenfalls gut bezahlt.
Mein Weib und ich hatten ja schon in Lemförde dem leckeren Eis zugesprochen, da hielten wir uns etwas zurück. Ob es ein Fehler war, werden wir noch berichten. Ein wenig Geduld also bitte.
Die Getränkekarte des Beachmar
steht der Speisekarte in nichts nach. Ich muss zugeben, dass ich vom DaNinos in Nordenstadt verwöhnt bin, was Mediterrane Küche und die Weine anbelangt. Mein Blick in die Getränkekarte ließ mir alte Vorurteile in den Kopf schießen und wir ließen die Finger vom Wein.
Der Service im Beachmar am Dümmer See
Vom ersten Abend hatte ich noch die Worte meines Weibes von den Spaniern im Ohr. Spanier zelebrieren die italienische Küche? Das wollte ich sehen. Der Spanier, mit dem Katha am Freitag Abend ihr Schulspanisch ausprobierte, war sonntags nicht mehr zugegen, zumindest nicht drinnen. Doch die Kollegen waren sehr dienstbeflissen und zuvorkommend. Die deutsche Sprache war größtenteils geläufig, ein wenig gehakt hat es, aber man merkte deutlich, dass ihnen unser Wohl am Herzen lag. Nun denn, so ließ ich mich darauf ein und freute mich auf den gemeinsamen Abend. Draußen direkt vor dem Fenster küsste die Sonne den See und überzog die Wellen mit einem zartrosa Leuchten.
Ja, wie ist denn nun das Essen am Dümmer See?
Es ist so weit, ihr werdet es jetzt erfahren.
Das Wiener Kalbsschnitzel
Wer das echte Wiener Schnitzel auftischt, der sollte eines aus der Kalbskeule geschnitten haben und muss es sofort heiß aus der Pfanne servieren. Außen muss es knusprig und innen muss es saftig sein, wenn es auf den Tisch kommt. Niklas konnte bestätigen, dass dem so war. Kalbsschnitzel birgt immer Gefahren. Wenn das Fett zu kalt ist, trocknet das Schnitzel schnell aus. Wenn das Fett zu heiß ist, dann wird das Fleisch leicht zäh und auch die Panade wird schnell sehr dunkel. Diesen Klippen auszuweichen, ist den Spaniern in der Küche wohl gelungen.
Die Bratkartoffeln waren nicht ganz Niklas‘ Ding. Ich hatte den Eindruck, dass sie von festerer Konsistenz hätten sein können. Mein Weib saß mit der Räubergabel nebendran und erjagte einige davon. Sie waren knusprig und sehr würzig, wie ich hörte. Der Gurkensalat war lecker mit Kräutern versetzt, das Dressing könnte sogar in der Küche entstanden sein. Wir geben mal vier von fünf Sternen.
Kathas Paccheri Rustico
Der Speck zwang der fruchtigen Tomatensoße seinen würzigen Geschmack auf. Sehr zum Vorteil von Kathas Gaumen. Sie bemerkte, dass sie sich gefreut hätte, wenn ihre Portion genauso umfangreich gewesen wäre, wie die übrigen. Das werten wir mal als positives Signal. Aber sie bestätigte es später auch selbst nochmal. Die Paccheri Rustico kann man sehr empfehlen. Wir geben mal fünf von fünf Sternen.
Anmerkung von mir: die Darbietung in dem blauen Pastateller habe ich als suboptimal empfunden. Ich persönlich hätte es begrüßt, wenn die Pasta sich auf einem flachen und vor allem weißen Teller hätten ausbreiten dürfen. Das eine oder andere Blatt Rucola, hätte sich optisch gut eingefügt – und geschmacklich sowieso. Aber ich will nicht päpstlicher sein, wie der Papst.
Vivien’s Spaghettini Pomodoro & Polpette
Hier kann ich mitreden, denn Vivien war mit den Spaghettini Pomodoro & Polpette ein wenig überfordert. Sehr zu meiner Freude. Wir waren uns dabei beide einig, dass die Pasta sehr lecker schmeckten, doch es war eher die fruchtige Tomatensoße, die unseren Gaumen beschäftigte. Die Fleischbällchen fand Vivien lecker, doch trugen sie nicht weiter zum Gesamteindruck bei. Die Spaghettini waren nicht al dente und vermutlich ein wenig zu lange im Topf. Ja, da bin ich mir unsicher, ob man da zwei oder drei Sterne geben sollte. 2,5 wären vermutlich ganz passend.
Mariellas Salate Pastore
Der wiederum war bewundernswert. Der gebackene und glasig mit Honig überzogene Ziegenkäse auf den Salatblättern kam heiß an, wie ich es für sie erhofft hatte. Und sein Duft zog mir in die Nase, dass es mir schwer fiel, nur sprachlos zuzuschauen. Ihre Augen sprachen Bände. Die gerösteten Brotscheiben waren angenehm würzig, wie ich hörte. Das Foto erweckt den Eindruck, einer überschaubaren Portion. Das täuscht aber sehr. Hier würden wir einvernehmlich vier bis fünf Sterne vergeben.
Tinos Pizza Margherita
Tino war sehr happy mit der Pizza. Ich habe mir erlaubt, zu räubern und wollte es natürlich genau wissen. Aber ich ahnte schon ein wenig mein Schicksal. Durch Ninos echt mediterrane Küche in Nordenstadt bin ich verdorben. Die Margherita war sehr dick mit einem mächtigen Käse überzogen. War das Mozzarella Fior di Latte? Und im weiteren Verlauf des Abends hatte ich auch das Gefühl, dass mir die Pizza (ich hatte doch etwas mehr davon geräubert…) etwas schwer im Magen lag. Wie ich von Ninos weiß, liegt es an der Zubereitung und Herstellung des Teigs und am Backen der Pizza. Diese war von der schweren Sorte. Ich will hier mal drei von fünf Sternen vergeben.
Mein Fazit
Die Titelzeile drückt es sehr gut aus: „Wo wir uns wohlgefühlt haben“. So könnte man den Abend sehr treffend umschreiben. Wir haben natürlich nicht ständig über das Essen geredet. Dazu hatte der Tag einfach zu viel zu bieten. Die Stimmung im Lokal war angenehm. Die übrigen Gäste als sehr gemischtes Urlauberpublikum waren dennoch angenehm zu erleben und das Ambiente im Innenraum trugen zur guten Stimmung bei. Für einen Ausklang eines erlebnisreichen Familien-Sonntags war die Lokalität des Beachmar passend. Für einen romantischen Abend mit meiner Göttergattin bei einem guten Primitivo würde ich mir Ninos in Nordenstadt wünschen. (Okay, jetzt ist es raus. Ninos ist mein Leib- und Magenkoch und wir sind vermutlich viel zu selten in seinem Restaurant)
Direkt von dem Beachmar geht die Terrasse sehr schnell in den Strand über. Auf der Terrasse sitzt es sich sehr schön und auch wenn man nicht die Berge am Lago Maggiore hat, kann man hier eine kühle Seebrise angenehm über die Haut ziehen lassen. Erfrischend ist hier auch das satte Grün der gesamten Flora rund um den See. Hier hat man Natur pur vor sich und das sollte man auch genießen.
Mein Tipp: mal selber ausprobieren.