Das Café Kreuter Blum in Mainz gehört jetzt weiß Gott nicht zu den unbekannten und das hat auch seinen guten Grund. Die Torten und Kuchen gehören zu den Besten, die man in Mainz bekommen kann. Das soll sogar so manchen Mainzer aus dem Umland regelmäßig in die City ziehen. Das Café Kreuter Blum gehört zu den Geheimtipps der Süßmäuler, Stressflüchter und Auszeitgenießer. Und ja, dazu muss ich mich auch bekennen. Aber die Eigenschaft „Geheimtipp“ hat auch sein Gutes: Die versteckte Lage zwischen El Chico und Schillerplatz verhindert den Ansturm der Massen – den die Kuchen und Torten eigentlich verdient hätten. Ich sehe das heute mal ganz eigennützig und freue mich darüber, am Fastnachtssonntag ohne Reservierung spontan einen Tisch für ein gechilltes Frühstück bekommen zu haben.
Frühstück am Sonntag: Wo frühstückt man am Besten in Mainz?
Heute morgen waren wir uns ja erst ein wenig uneins, wie der närrische Tag angemessen zu beginnen sei. Mich zog es gleich in die City, dem närrischen Treiben entgegen. Ein Blick aus dem Fenster wurde frostig vom nächtlichen Neuschnee begrüßt. Da war meine bessere Hälfte weitaus weniger marschierfreudig, blies draußen doch ein eisiger Wind.
Als sich der Neuschnee mit der Zeit verflüchtigte und hie und da ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen vom hellblauen und schäfchenbewölkten Himmel herunterblitzten, wurden wir recht schnell einig, dass wir unser Frühstück in die Stadt verlagern sollten.
Citrus? Pausenkult? Grünewald? Café Kreuter Blum? Oder doch lieber beim Werner am Graben?
„Wie? Grünewald gibt’s doch gar nicht mehr. Habt ihr Schlaumeier das noch nicht bemerkt?“ mag jetzt mancheiner denken. Ist so. Leider. Wer mal ehrlich zu sich selbst ist, der wird zugeben müssen, dass das Grünewald immer noch die Messlatte für ein leckeres Frühstück in Mainz ist. Und die ist verdammt hoch. Seitdem es das Grünewald nicht mehr gibt, fällt die Wahl beim Frühstücken in Mainz nicht mehr leicht. Das Bessere ist eben immer noch des Guten größter Feind.
Wohin also, wenn man in Mainz frühstücken will? Naklar haben wir da so unsere Ideen. Das Pausenkult zwischen Theater und C&A ist von Vielfalt, Kreativität und Qualität her allererste Wahl. Die haben natürlich am Sonntag geschlossen – ganz genial! Die vielen Franchiser haben wir alle schon mal ausprobiert, ihnen auch eine zweite Chance gegeben. Da sind wir halt doch ein wenig verwöhnt. Glücklicherweise.
Dem Citrus neben dem Malakoff haben wir heute morgen unseren ersten Besuch abgestattet. Liegt auf dem Weg und ist nicht zu verachten. Von der Stimmung in dem historischen Gemäuer lassen wir uns zudem ganz gerne einfangen. Heute stolpern wir jedoch über das „Wir haben heute nur unseren Brunch.“, denn nen Zwanziger pro Person wollen wir fürs Frühstück nicht berappen. Und Brunch ist auch nicht genau das, was wir heute brauchen.
Beim Bäcker Werner am Graben schauen wir nicht vorbei, obwohl man dort immer sehr schön sitzen und dem Treiben auf der Straße zusehen kann. Mir ist nämlich die Erinnerung an einen lange gehegten Wunsch ins Gedächtnis zurückgehuscht: Dem Café Kreuter Blum möchte ich mal anlässlich eines Frühstücks einen Besuch abstatten. Keine Ahnung warum, aber bislang habe ich es immer nur des Nachmittags dorthin geschafft und mir leckere Torten und Kuchen reingepfiffen. Dem wollte ich seitdem mal eine Exkursion in Sachen Frühstück folgen lassen. Eh bien! Heute sollte es soweit sein. Sofern man denn auch ’nen Platz bekommt!
Das Frühstück im Café Kreuter Blum
Man glaubt es kaum. Es ist 10:30 Uhr und man kriegt trotz zahlreicher Reservierungen nen guten Platz! Die Sonne schickt ihre gleißenden Strahlen um 97 Ecken ins Café Kreuter Blum. Kann eigentlich physikalisch nicht gehen, tut es aber doch. Der ganze Saal erstrahlt im hellen, leichten Sonnenlicht und wir freuen uns über unser Glück.
An der Theke haben wir bereits geordert und sind bereit, den Fastnachtssonntag gemütlich und genussreich zu beginnen. Ein Käsefrühstück und ein schnelles Frühstück soll es werden. Mal schauen, was uns da erwartet. Ein wenig comme ci comme ça gibt es auch noch dazu und dann trollen uns wir zu unserem Tisch.
Unerwartet schnell trudeln alle Köstlichkeiten bei uns ein. Der duftende Kaffee, der moussierende Sekt, der übervolle Brötchenkorb und die Teller mit den all den georderten irdischen Freuden.
Brötchen, Croissants und eine sehr große Auswahl an Käsesorten von Frischkäse über Blauschimmel und Brie bis hin zu herzhaftem Hartkäse lacht mich an. Mein Weib schwingt bereits die Räubergabel… Wie man halt so ist, lässt man sich das Eine oder Andere abjagen. Ist ja auch okay, denn ans Verhungern ist bei der reichhaltigen Käseplatte ja gar nicht zu denken. Hatte ich gesagt, dass das Käsefrühstück für überschaubare 9,90 Euronen zu haben ist? Die Aprikosenkonfitüre claime ich aber für mich. Da hört der Spaß auf!
Ein wenig „Gesund“ ist auch dabei. Müsli mit Himbeere und Gedöns. Nun denn, es wird dem Magen gewiss nicht schaden und mein Gewissen beruhigt es auch, wenn ich ein wenig Gesundheit einfahre. Die Himbeere schaffte es allerdings nicht, sich mit meinem Gaumen zu unterhalten. Da war mein Weib mit ihrer Räubergabel schneller als ich. Sei’s drum.
Der Service ist überaus zügig. Als bei uns ein wenig die Gier ausbricht und der Brotkorb statt Brötchen und Croissants nur noch Boden zeigt, kommt zupfig Nachschub herbei. Mainzer Humor hat man hier übrigens auch, wir haben mit dem „Blums“ viel und herzhaft gelacht. So muss das.
Nach gut anderthalb Stunden hatte sich bei uns ein nachhaltig breites, gechilltes Festtagsfeeling eingestellt und wir beschlossen, in diesem Idealzustand noch ein wenig durch die Mainzer City zu flanieren. Da solls ja heute auch was für Auge und Ohr geben, hat man gelesen.
Und nach dem Frühstück im Café Kreuter Blum?
Tja, heute am Fastnachtssonntag fällt da die Wahl nicht schwer. Kaum verlässt man das Café Kreuter Blum und blinzelt in die sich zeigende, strahlende Sonne, da begegnen einem auf der Schillerstraße die Mainzer Narren. Farbenfroh und unüberhörbar ist man mittendrin in der Mainzer Straßenfastnacht.
Uns erging es nicht besser und wir ergaben uns in unser Schicksal und waren „am Zuch“. Das Defilée der Mainzer Garden und Korporationen lässt natürlich des Mainzers Herz ein wenig hüpfen. Frisch gestärkt und den sibirischen Temperaturen angemessen warm eingepackt kann man das närrische Treiben denn auch gut gelaunt genießen. „Helau!“ so ruft es von den Narren herüber. „Helau!“ so schallt es aus der Menge zu beiden Seiten der Schillerstraße zurück in den Zug. So ist sie, die Mainzer Fastnacht.
Video: Kreuter Blum am Schillerplatz – Café mit Überraschung!
Hier für alle, die heute nicht dabei sein konnten, hier ein paar Bilder vom Zug.
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