Bitterstoffe: Gesundheitsvorteile und warum wir sie wiederentdecken sollten

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Bittere Lebensmittel haben wir weitgehend aus der Ernährung verbannt. Ein Fehler, denn die in Pflanzen enthaltenen Bitterstoffe sind besonders gesund und haben unter anderem auf die Verdauung eine positive Wirkung.

So gesund sind Bitterstoffe wirklich

Beim Probieren eines bitteren Lebensmittels verziehen die meisten Menschen das Gesicht und entscheiden sich dann dafür, lieber etwas anderes zu essen. Ein Fehler, denn gerade diese Lebensmittel können sehr gesund sein. Der Geschmack ist uns allerdings schon beinahe unbekannt, denn inzwischen wurden aus vielen Gemüsesorten die Bitterstoffe herausgezüchtet. Süß oder salzig, das steht auf der Skala der beliebtesten Geschmacksrichtungen ganz oben, dabei sind gerade damit ungesunde Auswirkungen verbunden.

Wer jedoch Wert auf eine schlanke Linie legt, sollte sich eher an bitteren Lebensmitteln orientieren. Auch viele Heilpflanzen schmecken vor allem bitter und sind heute schon fast unbekannt. Wer kennt schon noch den Löwenzahnsalat oder den Tee mit Schafgarbe? Dabei sind die enthaltenen Bitterstoffe besonders gesund und haben wichtiges Schutz- und Heileigenschaften.


Das sind natürliche Bitterstoffe

Eine Reihe von chemischen Verbindungen werden unter dem Oberbegriff „Bitterstoffe“ zusammengefasst. Sie kommen in verschiedenen Pflanzen vor wie zum Beispiel in Eisbergsalat(Bitterstoff Lactucin) oder in Artischocken (Bitterstoff Cynarin). Für Pflanzen sind diese Stoffe unverzichtbar, da sie mit ihrer Hilfe Fressfeinde abwehren können.

Die meisten Tiere probieren nur einmal von diesen Pflanzen und vermeiden künftig den direkten Kontakt – viel zu bitter! Auch Kinder essen bittere Lebensmittel nicht gern. Hintergrund ist hier, dass die Natur eine Art natürlichen Schutzmechanismus vorgesehen hat, denn viele giftige Pflanzen sind bitter.

 Beim Kauf frischer Lebensmittel sollte auf ursprüngliche Sorten gesetzt werden. (Foto: AdobeStock - 652935367 pwmotion)

Beim Kauf frischer Lebensmittel sollte auf ursprüngliche Sorten gesetzt werden. (Foto: AdobeStock – 652935367 pwmotion)

Wer diese Geschmacksrichtung meidet, senkt damit das Risiko einer Vergiftung. Allerdings leben die Menschen heute freilich nicht mehr in der freien Natur und sind darauf angewiesen, ihre Ernährung mit dem Sammeln von Beeren und Früchten sicherzustellen.

Es gibt inzwischen viele bekannte Lebensmittel, die eben nicht giftig sind, obgleich sie bitter schmecken. Wer sich dazu überwinden kann und regelmäßig Speisen mit bitterem Geschmack genießt, verliert nach und nach die Lust auf Süßes.

Video: Die unglaubliche Wirkung von Bitterstoffen (Richtig gesund!)

Unter bestimmten Bedingungen „entscheiden“ sich diese Pflanzen aber dafür, doch wieder Bitterstoffe zu bilden. (Foto: AdobeStock - 675447436 Olga)

Unter bestimmten Bedingungen „entscheiden“ sich diese Pflanzen aber dafür, doch wieder Bitterstoffe zu bilden. (Foto: AdobeStock – 675447436 Olga)

So wirken Bitterstoffe auf den Körper

Natürliche Bitterstoffe haben einen positiven Einfluss auf den Körper und wirken sich vor allem auf die Verdauung aus. Die Magentätigkeit wird angeregt, das gilt auch für die Enzymbildung. Enzyme sind dafür verantwortlich, die Nahrung aufzuspalten, sodass deren einzelne Bestandteile für den Körper verfügbar sind.

Arbeiten diese Enzyme richtig, stehen die Nährstoffe leichter und besser aufgespalten zur Verfügung, der Körper kann sie besser verwerten.

Die Stoffe regen den Appetit an und fördern den Speichelfluss, sie sorgen zudem dafür, dass mehr Magensäure und Gallenflüssigkeit gebildet werden. Aufgrund dieser Wirkung werden gesunde Lebensmittel mit Bitterstoffen unter anderem in der traditionellen chinesischen Medizin sowie im Ayurveda eingesetzt, um Verdauungsbeschwerden zu lindern.

Darüber hinaus bewirken bittere Stoffe in Lebensmitteln diese Effekte:

  • Regulierung von Heißhungerattacken
  • Hilfe bei der Entgiftung des Körpers
  • Hilfe bei der Entsäuerung des Körpers
  • Regulation der Darmflora
  • Hemmung von Entzündungen
  • Immunregulation
  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Verbesserung von Allergiesymptomen
  • Linderung von Atembeschwerden bei Husten, Bronchitis und Asthma
  • Verbesserung des Hautbildes

Natürlich steht bei all diesen Wirkungen stets ein „Kann“ dahinter. Nicht bei jedem Menschen wirken die Bitterstoffe gleich, es kann auch sein, dass gar keine Wirkung zu bemerken ist. Lediglich in Bezug auf die Verdauung sind bei fast allen Anwendern positive Effekte zu erkennen. Auch bei Schwangeren wurden diese bereits vielfach beobachtet, hier wirken bittere Lebensmittel gegen die typischen Beschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen oder Verstopfung.

Und noch eine Wirkung ist bisher recht wenig bekannt: Bitterstoffe helfen beim Denken. Bei wissenschaftlichen Forschungen wurde festgestellt, dass Nervenzellen beim Kontakt mit Bitterstoffen längere Stränge bilden und sich mit ihren Nachbarzellen austauschen. Das Denken fällt damit leichter, weil mehr Hirnzellen beteiligt sind. Dies ist natürlich nur die stark vereinfachte Erkenntnis aus den Forschungen.


Bitterstoffe haben auch heilende Wirkung

Vermutlich werden durch bittere Lebensmittel die Abwehrkräfte gestärkt, wobei die traditionelle chinesische Medizin hier einen Zusammenhang zwischen der Beeinflussung der Verdauung und den Abwehrkräften sieht.

Viele Heilpflanzen haben eine fiebersenkende Wirkung, manche wirken antidepressiv. Häufig werden Pflanzen mit bitteren Bestandteilen auch wegen ihrer Wirkung gegen Müdigkeit und Erschöpfung eingesetzt, selbst Stress sollen sie reduzieren helfen.

Saponine, die ebenfalls zu den bitteren Stoffen zählen, können vermutlich gegen Krebszellen wirken, zumindest lassen erste Untersuchungen den Schluss nahe, dass sie hemmend auf deren Wachstum wirken.

Enthalten sind diese Stoffe unter anderem in Hülsenfrüchten, in Lakritze und Haferprodukten.

Hautärzte empfehlen teilweise, bei der Behandlung von Hauterkrankungen auf natürlich bittere Lebensmittel als Unterstützung zu setzen, denn sie können vermutlich positiv auf Neurodermitis wirken.

Wer bittere Lebensmittel gar nicht mag, kann die entsprechenden Stoffe ganz einfach durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. (Foto: AdobeStock - 80055410 M.studio)

Wer bittere Lebensmittel gar nicht mag, kann die entsprechenden Stoffe ganz einfach durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. (Foto: AdobeStock – 80055410 M.studio)

Bitterstoffe einfach in die alltägliche Ernährung integrieren

Wer bittere Lebensmittel gar nicht mag, kann die entsprechenden Stoffe ganz einfach durch Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Wichtig ist dabei, dass auf eine mögliche Überdosierung geachtet wird. Bitte Tropfen, Kapseln und Tabletten stets nach Vorgabe einnehmen! Ansonsten ist es natürlich möglich, die gewünschten bitteren Stoffe über die Ernährung einzunehmen. Verschiedene Pflanzen sollten dafür in den Ernährungsplan integriert werden. Bitte lieber auf frische bzw. eingefrorene Gemüsesorten setzen und Fertiggerichte vom Speiseplan streichen! Diese bewirken in der Regel nur neuerliche Heißhungerattacken, weil sie mit Geschmacksverstärkern, Süßstoffen und zu viel Salz angereichert sind. Bitterstoffe sind darin vergeblich zu suchen.

Tipp: Beim Kauf frischer Lebensmittel sollte auf ursprüngliche Sorten gesetzt werden. Diese sind häufig noch auf den Wochenmärkten zu finden und enthalten die natürlichen Bitterstoffe, die bei diesen Sorten eben noch nicht entsprechend dem Geschmack der meisten Menschen herausgezüchtet wurden.

Auf den Ernährungsplan gehören daher:

  • Rucola, Endivien, Chicorée
  • Rosen- und Grünkohl
  • Mangold und Spinat
  • frische Kräuter
  • Artischocken, Oliven, Auberginen, Ingwer
  • Salbei
  • Grapefruit
  • grüner Tee und Kaffee (in Maßen)

Nicht alle bitteren Gemüse sind gesund

Nicht bei allen Gemüsesorten wurden die bitteren Geschmacksstoffe herausgezüchtet, weil sie einfach unangenehm sind. Manchmal heißt „bitter“ auch tatsächlich „giftig“. Gerade bei Tomaten, Kartoffeln und Zucchini, aber auch bei Aubergine und Kürbis gilt, dass die ursprünglichen bitteren Stoffe wegen der Unverträglichkeit bzw. Giftigkeit herausgezüchtet worden sind. Unter bestimmten Bedingungen „entscheiden“ sich diese Pflanzen aber dafür, doch wieder Bitterstoffe zu bilden.

Das gilt beispielsweise bei Kartoffeln, die unter Einfluss von Licht zu keimen und zu grünen beginnen. Sie bilden Solanin aus, das schon in geringen Mengen giftig ist. Gurken, Zucchini und Melonen hingegen bilden Cucurbitacine, die ebenfalls bitter schmecken.

Diese können sich sogar spontan bei Gartenkürbissen entstehen, wenn diese in der Nähe von Zierkürbissen wachsen. Beide kreuzen sich miteinander, was die ursprünglichen Giftstoffe wieder hervorbringt. Schon ein leicht bitterer Geschmack sollte Warnsignal genug sein – nicht weiteressen! Rund ein Milligramm des Giftstoffes pro Kilogramm Körpergewicht kann tödlich sein!

Bei Solanin ist die letale Dosis deutlich höher, hierfür müssten mehrere grüne Kartoffeln mit Schale gegessen werden. Rund 400 mg Solanin müssen verspeist werden, damit der Tod eintritt. Doch schon eine geringe Dosis kann zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen führen.

Regulierung von Heißhungerattacken (Foto: AdobeStock -  678339366  Pajaros Volando)

Regulierung von Heißhungerattacken (Foto: AdobeStock – 678339366 Pajaros Volando)

 

Fazit: Mehr Bitterstoffe sorgen für eine bessere Gesundheit

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass mehr Bitterstoffe in der täglichen Ernährung eine sehr positive Wirkung haben können. Sie sorgen dafür, dass der Appetit auf Süßes gesenkt wird. Gleichzeitig wirken sie positiv auf die Verdauung, auf das Hautbild sowie auf das allgemeine Wohlbefinden.

Wenn jedoch etwas bitter schmeckt, das normalerweise nicht diese Geschmacksrichtung hat, ist Vorsicht geboten: Bitteres Gemüse wie Gurken, Melonen oder Kürbis ist nicht mehr genießbar. Die enthaltenen Stoffe schmecken aus gutem Grund bitter und erfüllen damit die ursprünglich von der Natur vorgesehene Warnfunktion: Bitter ist hier gleichzusetzen mit giftig!

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