Kennt ihr den Stadtbalkon? Lavagrill und so? Klar kennt ihr den. Hoch droben über den Köpfen der Mainzer jibbet in der ersten Etage des Pavillon gleich neben dem alten Gutenberg Leckeres vom Lavagrill. Uns hat es dorthin geführt und wir haben es genossen. Was genau? Und was nicht…? Das sagen wir euch alles. Jetzt. Schonungslos.
Stadtbalkon am Theater: Erfahrungen dreier Mainzer
Früher haben wir uns es uns ja ganz gerne im Restaurant auf dem Mollerbau gut gehen lassen. Dem bunten Treiben zuschauen, während man sich nach langem Arbeitstag genüsslich dekadent den einen oder anderen Gaumenschmaus antut – wer würde das nicht genießen wollen.
Für das Beäugen des städtischen Treibens hat es seit einiger Zeit in der Mainzer City eine neue Location, der wir notwendigerweise auch mal unsere Aufwartung machen sollten, wollten, mussten. Die Rede ist vom Stadtbalkon.
Bescheidenheit beim Außenauftritt – keine weithin sichtbare und aufdringliche Leuchtreklame. Fast ein Geheimtipp. Naja, wer als Mainzer den kulinarischen Freuden des Lebens zugetan ist, der kennt den Treppenaufgang bereits und findet den Weg. Ein wenig herumgesprochen hat es sich ja auch schon, dass der Besuch lohnt. Wir haben uns nach anstrengendem Videodreh entschlossen, hier Station zu machen und der Sache mal auf den Grund zu gehen.
Welcome to the club
Wir, das sind Martin, Fabian und meinereiner. Wir haben schon einen gewissen Hang zum unveganen Laster. Fabian – unser Haus- und Hoffotograf – stürmt mit mir die Stufen. Martin kreist noch bei der Parkplatzsuche (endgeiles Mainzer City-Thema). Oben empfängt uns eine wohlige Club-Atmosphäre in der Lounge. Auf dem einen oder andere Fauteuil haben sich ein paar Mainzer niedergelassen. Man sieht es ihnen an: hier wird gechillt, hier fühlt man sich wohl.
Die holzbetonte Einrichtung hat jedoch keinen Kanada-Touch. Nein. Die weißen Stühle sind lebendige Farbtupfer in der Tischlandschaft. Man möchte sich gleich hier, gleich dort niederlassen. Geht aber nicht so einfach. Es ist reserviert. Und ein kleines Grüppchen von drei Hansels will man auch nicht an große Tische lassen. Schade eigentlich.
Sandwiches bitte schön!
An der Schiefertafel sind die Tagesempfehlungen angeschlagen. Falls man es noch nicht weiß: Sandwiches und Burger sollte man hier ordern. Darauf versteht man sich hier. Haben wir gehört. Werden wir sehen.
Wir nehmen Platz – nicht ganz hinten, dort hat es knallig rote Polster auf den Stühlen. Das mögen wir heute nicht. Von unserem Sitzplatz blicken wir direkt durch die Fensterscheiben in die Küche. Wir sehen genau, was und wie alles zubereitet wird. Coole Sache das. Da weiß man, was einen erwartet. Kein Tütenfutter, alles frisch. So muss das.
Martin stößt dazu und nimmt Platz. Er schlägt die Sandwiches vor, die hier ganz besonders gut sein sollen – vor allem auch wegen dem das Fleisch umhüllenden Backwerk. Na, er muss es wissen, denn er beichtet uns, dass er bereits am Montag abend den Weg hierhin fand. Fabian und meinereiner schließen sich seinen Empfehlungen an.
Die Damen vom Service sind echt flott dabei. Zwo mal Chorizo Sandwich und für den Fabian das Grilled Sandwich Chicken-Curry. Dazu Süßkartoffel-Sticks. Radler, Coke, Ingwertee. Okay, der Ingwertee ist ein kleiner Stilbruch, aber der kommt hier nicht aus dem Beutel, sondern aus der Knolle. Da kann ich nicht anders. Martin und Fabian smilen. Die Weinkarte hätte gewiss mehr hergegeben. Doch wir Autofahrer sind ja ach so vernünftig und verzichten auf die sich anbietenden irdischen Freuden.
Kein Rundblick
Wir genießen heute nicht den Ausblick vom Stadtbalkon. Draußen herrschen arktische Temperaturen. Da riskiert man nicht, am Geländer festzufrieren. Ansonsten wären die Längstische am Balkongeländer genau das Richtige für uns Neugierige gewesen. Außerdem isses eh schon duster draußen. Drinnen wird übrigens auch jede Menge fürs Auge geboten. Die chillige Clubatmosphäre habe ich ja schon erwähnt. Es wird im Verlauf noch voller, doch es bleibt angenehm.
Guten Hunger!
Wir haben das alles kommen gesehen, könnten wir sagen. Die Sandwiches wurden in der Küche auf Stapel gelegt. Dann kamen die Zutaten drauf. Wir sahen, wie sie auf den Tresen gestellt, gleich abgeholt wurden. Trotz frischer Zubereitung geht es hier echt flott zur Sache. Die vier Servicekräfte (oder waren es fünf) wuseln und wir haben die Sandwiches zügig auf dem Tisch, kaum dass wir den Videodreh vom Nachmittag durchgehechelt haben. Fabian hat Fotos vom Dreh gezeigt. Er hat das „Making Of“ festgehalten. Wir legen aber behend die Fotos zur Seite und widmen uns der völlig unveganen Realität. Iss klaaar!
Die Sandwiches sind echt lecker. Das verwendete Brot ist schon für sich aromatisch. Ich muss nachher mal fragen, wo die das einkaufen. (Ich habe es dann leider doch vergessen, muss also „leider“ nochmal hin) Saucen und Zutaten machen ihren Job sehr gut, geben ein kleines Konzert, während sich die Chorizo an unserem Gaumen austobt. Martin grient zufrieden, als ich zu ihm rüberblicke. Aber auch Fabian lässt erkennen, dass hier alles nach seinem Gusto arrangiert ist.
Hmm. Tja. Fabian hat sein Sandwich iwie inhaliert. Unfassbar. Es sind ja schon Riesenteile. Martin und ich genießen da Bissen für Bissen. Fabian hat allerdings auch nen guten Grund, er kann leider nicht so lange bleiben wie wir.
Man ist sehr um uns bemüht. Verdursten wird hier sicher keiner. Aber das ist auch angehm. Wir klönen und sind uns recht einig, dass die Location nach erneutem Besuch verlangt.
Et comme dessert?
Wenn’s einem so wohl wird, da will man nicht gleich aufhören. Nen Burger zum Nachtisch wäre dekadent! (aber angemessen) Wir trauen uns nicht. Wir lassen auch erst den Fabian von dannen ziehen, bevor wir uns nochmal die Speisekarte geben lassen. SCHOKO-SCHNUDD’ HEIS/KALT und PANNEKUCHE MIT Nuss-Nougat-Crème wird geboten. Je einmal bitte schön.
Süß und schwer isser, der Nachtisch. Da muss man durch. Ist ja auch für nen guten Zweck, ne.
Was gefällt mir nicht im Stadtbalkon?
Ja, ganz am Anfang habe ich es schon angedeutet. Ich habe was zu mosern. Martin und Fabian nicht, aber ich. Es ist die Speisekarte. Da haben sich mainzerisch klingende Begriffe eingeschlichen. HECHTSHEIMER RÖMERDIBBSCHE und WEISENAUER GOGGEL und noch schlimmere. Allerdings haben die so titulierten Gerichte nicht den Hauch mit Mainzer kulinarischer Tradition gemein. Auch das Lokal selbst ist frei von jeglichem Mainzbezug. Das ist sehr schade, versucht man doch da eine Brücke zum Herz des Mainzers zu schlagen, was nicht funktioniert – und auch gar nicht notwendig ist. Der Stadtbalkon bietet eine perfekte Grillpartie. Die kann sehr gut für sich stehen. Da wirkt die Anleihe an der Mainzer Lebens- und Mundart mehr wie ein Stilbruch.
Aber man muss ja auch nicht die Speisekarte verschlingen, man kann sich ja auf die Speisen konzentrieren, wie wir es getan haben und das sicher nicht zum letzten Mal.
Die Preise
Ja, da sollte man auch was zu sagen. Die sind sehr angemessen. Die Sandwiches liegen so zwischen fünf und zehn Euronen, bieten was für die Löhnung. Die Süßkartoffeln gehören nicht zu den billigsten, waren aber sehr lecker. Uns war das gezahlte es eindeutig wert.
Nen Tipp?
Wenn wir ’nen Tipp geben sollten, dann den, beim Stadtbalkon zu reservieren. Mitten in der Woche schon ziemlich ausgebucht… das verspricht ein volles Haus am Wochenende. Aber das kann man ja hinbekommen.
Na denn…
Vielleicht sieht man sich ja mal im Stadtbalkon.
Hans-Jürgen Schwarzer
Bildnachweis: © alle schwarzer.de